nicht fisch auf der Lyrikempfehlungsliste

Auf der diesjährigen Lyrikempfehlungsliste der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung u.a. steht auch der Gedichtband nicht fisch von Ana Pepelnik in der Übersetzung aus dem Slowenischen von Amalija Maček, Matthias Göritz, Thomas Podhostnik und Herrn K.

Nico Bleutge schreibt dazu: „In einem dieser Gedichte sind die Häuser weiß und schweben. Aber die Sprecherin hat sich eine Mütze über Augen und Ohren gezogen. Ana Pepelnik schreibt Verse, die gecrashten Idyllen gleichen oder dem Lichtschimmer auf einem See voller Dämonen. In ihnen pulst die Sehnsucht nach einer ‚urgeschichte. als alles nur ein einziges / großes herzschlagen war‘. Doch so, wie die Suche nach Lebendigkeit und Euphorie hier immer schon von Schmerz durchschossen ist, hat der liedhafte Ton etwas Hypnotisches, das tranceartige Beruhigung genauso kennt wie Nervosität und Angst. Bei so viel Lust auf Paradoxien und Vielstimmigkeit ist es nur konsequent, dass sich gleich zwei Übersetzungsteams an die Arbeit gemacht haben, Amalija Maček und Matthias Göritz sowie Adrian Kasnitz und Thomas Podhostnik. In ihren Versionen wird erlebbar, wie genau Ana Pepelnik die semantischen Bezüge verschiebt oder auf die Energie einzelner Wörter setzt. Als könnte die Sprache die ganze Welt gebären: ‚magma lava / erdöl rosmarin sterne erdbeben lavendel sturzbach sintflut / erdrutsch salbei. geruch geschmack gespür gehör. die sicht.’“

Damit steht Herr K. nach der Übersetzung von Wilde Tiere zum zweiten Mal auf dieser Liste.

Die Blätter fallen, fallen

Das Private politisch verstehen und das Politische persönlich nehmen, das macht Adrian Kasnitz in seinem Gedichtband Im Sommer hatte ich eine Umarmung. Und er findet eine Sprache und eine Versform dafür, die einnimmt, mitnimmt in seine Erzählungen vom Alltag zwischen Köln, Belgien und ‚einem Weilchen‘ in Wien. (…) Einzig die Buchbindung hält der Werknutzung nicht stand. Schon beim dritten Mal Lesen geschieht es, um Kasnitz und Rilke gleichermaßen zu zitieren, dass die ‚Blätter fallen, fallen‘, ‚Amazonas Würgevogel‘ landet auf meinem Schoß, ‚Charkiw 42-92-22‘ verschwindet unter dem Sitz meiner Nachbarin auf der Regionalexpressfahrt durchs graue Winterland. Dabei möchte ich gerade diese Zeilen noch mehrfach lesen, um dem neuen Jahr standzuhalten“, schreibt Lisa Bolyos in einer Besprechung des Band im der Wiener Boulevardzeitung Augustin (2/2024).

Über Schatten und Ansprüche

Vor der Lesung der Dieter-Wellershoff-Stipendiat:innen im Literaturhaus Köln führte Martin Oehlen kleine Interviews u.a. mit Herrn K., die zuerst im Kölner Stadt-Anzeiger (2.2.24) und jetzt auf dem Bücheratlas-Blog nachzulesen sind. Die Gespräche handeln vom Schreiben, von den aktuellen Texten, von Köln als Literaturstadt und natürlich von Dieter Wellershoff. An dem Abend las Herr K. aus dem Roman-Projekt Der Schatten.

In kleinen Schlucken / kleine Zärtlichkeiten

„Endlich wieder einmal Liebesgedichte! Das verspricht zumindest der Band Im Sommer hatte ich eine Umarmung von Adrian Kasnitz. Auf den ersten Seiten ist allerdings von Waldbränden, von Charkiw 42-92-22, von Leistungsdruck oder von fake news die Rede. Bei diesem Griff handelt es sich natürlich keineswegs um eine Themenverfehlung. Zwischen schlechtem Empfang, Playboy und SUVs stellt der Autor die dem Band zugrundeliegende Frage: Wo finden wir Liebe in einer Zeit, die dem
Untergang gewidmet zu sein scheint? Irgendwo ‚auf der Welt muss doch etwas Gutes passiert
sein, einmal müssen doch alle Katastrophen ausruhen‘. Adrian Kasnitz sucht die Liebe im Interim, wenn wir etwa am Yppenplatz in Wien sitzen ‚auf den Stufen / und […] dem Sommer in die Augen‘ blicken.
Denn manchmal ‚riechst du wie Dill, Joghurt und Melone‘. Oder wenn wir einen Fluss entlanggehen ‚mit Aussicht auf Wasser und Haar‘ und dabei die Bäume streifen. Zwischen den ‚Hin- und Wiederbeeren‘ trifft das lyrische Ich auf seine Geliebte, die ihm in den ‚Kruschkenbäumen‘ Gesellschaft leistet. Während es Raki trinken möchte, will sie ‚lieber schwarzen Tee und […] einen Sesamkringel‘ haben. Wer kennt sie nicht? Die Momente der Uneinigkeit in einer Beziehung? Mexiko soll zwar schön sein, aber gefährlich. ‚Schatten im August‘ versprechen Trost, Rasensprenkler Aufmunterung. Das lyrische Ich lässt sich nicht beirren und reist mit ihr zu den ‚Pelikanen von Thessaloniki‘. Also doch Liebesgedichte! Eine unterhaltsame Lektüre, filigran und empfindsam,“ schreibt Katharina Godler in einer Besprechung des Bandes in Buchkultur. Das internationale Buchmagazin (Heft 209, 4/2023).

Fatale Verknüpftheit von Mensch und Welt

„Wenn ich richtig (und jeden der bereits erschienenen Teile vom Kalendarium einzeln mitzähle, ist dies der 17. Gedichtband von Adrian Kasnitz. Das ist ein handfestes lyrisches Werk. Das Kalendarium wird in zwölf Bänden für jeden Tag im Jahr ein Gedicht enthalten, und acht gibt es bereits. Den Tag zu langen Drähten und Sag Bonjour aus Prinzip sind Titel, die sich im Denken dauerhaft verfangen. ― Womöglich wachsen ihnen schon Flügel, mit denen sie morgen geflügelte Worte werden können.

Ich mag die Gedichte von Adrian Kasnitz, weil sie unprätentiös sind und nicht durch Tricks und Geklingel zu beeindrucken versuchen, sondern vor allem die alles gewohnte überragende Sensibilität des Dichters entfalten. Weder Härte und eine männlich hochgezogene Lippe haben sie nötig, noch Vokabelfeuerwerke. Sie sind reich an dem, was sie sagen“, schreibt Bernd Lüttgerding in einer ausführlichen Besprechung von Im Sommer hatte ich eine Umarmung im Signaturen-Magazin.

„Kasnitzens Gedichte schlüpfen (wie es sich gehört) aus dem Alltag, den Bewegungen auf Straßen, in Parks, in der Küche und auf Reisen, aus einer kleinen Sehnsucht, die ein verschwommener Stern oder ein vorüberwehender Kleidsaum wecken kann, und die dann wie Käfer auf dem Finger gehalten und beobachtet werden, bis sie weiterfliegen (oder man sie, bemüht, nicht allzu grob zu sein, wegschnippst).

Wenn es aber eine Aufgabe von Gedichten ist, die mich bedrängenden Wirklichkeiten in ein Verhältnis zu mir, dem Einzelnen, zu bringen, wenn es einem kurzen Text gelingt, diese Brücke (Gedicht und Gebet, darüber ist manches, aber noch lange nicht genug gesagt) zu schlagen und ich fühlen kann, was ich eben noch bloß fürchtete (= nicht an mich heranlassen konnte), dann leisten diese Gedichte genau das. Sie rütteln an mir, ihre Schönheit pflanzt mir Saaten ein, die unter Schmerzen aufgehen und wurzeln.

In den meisten der in Im Sommer hatte ich eine Umarmung versammelten Gedichte schwingt ein drohender Verlust mit, Verlust der Eltern, der Vergangenheit, der Liebe vielleicht, der Sicherheit, des Ausblicks auf Zukunft, also auch ganz umfassend Verlust der von uns bewohnten Welt. ― Denn die Eltern werden sterben, die Vergangenheit ist an Orten festgemacht, die einem nicht mehr zugehören, Liebe ist ohnehin oft überraschend zart und verwehlich, und die Zukunft… ― Nun, also bitte.

Das Verlust-Thema steht dabei nicht penetrant-programmatisch im Vordergrund, es schleicht sich ein in alltägliche Szenen, bleibt und wabert hinter allem, was passiert. Es gelingt Kasnitz, leicht, manchmal mit einem Anflug von Launigkeit, den Gedichten ein Lächeln ins Gesicht zu setzen, das die dahinter wogende und anbrandende Trauer zunächst überspielt. So überspielt rückt sie uns natürlich noch näher.

Zudem war im täglichen Leben der letzten Jahre viel los. Jünger sind wir auch nicht geworden, mit dem schönen Nebeneffekt, dass Erinnerungen laut werden, die lange schweigsam mitgelaufen sind. Beides merkt man diesen neuen Gedichten an:

Eltern, ein Vater in Chef, dem ersten Gedicht, eine Mutter in Chefin, dem letzten, bilden den Rahmen für alles, was in dem Band verhandelt wird.

Chef, das vom schwierigen Weg dieses Vaters als Arbeitnehmer erzählt, endet mit der Klarstellung:

[…] Wir sind einfach nur Leute / einfache Leute, die nicht Chef sein wollen / die keine Chefs dulden können.

Kasnitz registriert unaufgeregt, stoisch; seine Klage ist ein Achselzucken, nichts ist egal, aber es ist, wie es ist (»und es ist fürchterlich«. Ohne diesen Hans Henny Jahnn’schen Nachtritt kann ich die Formel gar nicht mehr denken). ― Auf dieser Haltung fußen auch seine Bemerkungen, über die Schwierigkeit (Aussichtslosigkeit?) zu reagieren auf den Zustand der Welt, in der überall Tyrannen von Gott oder anderen höheren Mächten, die diesen Zustand in Kauf nehmen, gesegnet sind.

Alles gibt sich, nichts ist unbeschwert. Kasnitz zeigt uns, dass heute auch ein Gespräch über Bäume ein Gespräch über Untaten sein kann (MEIN:HERZ:HAGEN DIE TOTEN WÄLDER), und es gelingt ihm ohne Bitterkeit so verhalten zu klagen, nüchtern und berauscht, fast heiter, scheint es, aber traurig (es könnte ihm auch den Atem verschlagen vor Trauer, aber er weiß, irgendwie weiß inzwischen jeder das alles schon so lange, da kann man auch schlucken und weitermachen…): Ich weiß, wo der Strom beginnt, der das Plastik / ins Meer schwemmt, es ist der gleiche Strom / aus dem wir trinken, der bei uns beginnt.

Es gibt einige Corona-Gedichte, nur solche allerdings, die durch ein dezentes Datum auf ihren Zeitbezug hinweisen. Stehen könnten sie auch ohne.

Und wer denkt, die stärksten Gedichte seien wohl die ersten gewesen und nun gehe es milder weiter, staunt, was für verstörende und schmerzliche Twists Kasnitz auch in kleinen Reisegedichten gelingen.

In SARANDA, 13 UHR zerfließt das Wir in Metaphern, wenn der Kaffee, den wir trinken, mit Augen verglichen wird, dann mit der kleinen Beute unter den Fingernägeln und über Hautpartikel zum Schlaf wird, den wir nicht finden können. Metaphern sind das Fahrzeug der Metamorphose. Lockt und kratzt in Zeile 2 noch der Ruf des Muezzins, ist es in Zeile 7 das Meer.

Diese Metamorphosen bahnen sich schon auf Seite 12 an, in der rêverie WOLKEN, wo das Wir zum Staub wird, der aus der Stadt in den Wald zieht. Einen Höhepunkt feiern sie in einem der letzten Gedichte, MITTLERWEILE VERSTEHE ICH, das von dem hübschen Guy-Helminger- Zitat »Mittlerweile verstehe ich es, den Horizont durch meine Gürtelschlaufen zu ziehen« ausgeht. Hier verschlingen sich Arbeit und Zärtlichkeit im Schlachten von Vieh zum Körper, der Landschaft wird – und als solche, tja, enden Ich und Landschaft als Gefesselte, als Gefangene voneinander. ― Das ist ein großartiges Gedicht, das die fatale Verknüpftheit von Mensch und Welt zum Zittern bringt, nicht mehr nur die althergebrachte Spannung zwischen Pneuma und Hyle, sondern auch ganz materiell zwischen dem Lebenwollen des Einzelnen und einem vielleicht bald Nicht-mehr-leben-lassen, denn die Welt, die uns noch leben lässt, ihr Zustand… Na gut, man wird sehen.

Und schließlich die Umarmung, die da einer im Sommer »hatte«: vermutlich war sie keine Begegnung mit tatsächlichen Armen, denn es fühlte sich wie Wind an in dem Gedicht, das dem ganzen Band seinen Namen gibt. Diese Umarmung ist das Herz der Sammlung, eine von Warnungen flankierte und hinter sommerlichen Attributen verschanzte Ahnung von Kürze, Vergängnis und Sterben. Es ist so schön, dass es hier ganz stehen soll, als Flagge am Großmast eines Buches, dem ich, von so viel Vergehendem es auch handelt, Dauer wünsche:

Im Sommer hatte ich eine Umarmung

ich warne dich, es fühlte sich wie Wind an

es schmeckte leicht, was ich in den Mund nahm

ich schnippte kleine Dinge weg, halb trocken, halb nass

der Fluss war mehr Krümel, mehr Haar

rasch zog ich den Knöchel wieder heraus

steckte den Finger wieder hinein

der Wind weilte kurz im Haar, kurz auf der Haut

manches schmeckt bitter, ich warne dich

manches ist Eis, das über Finger und Knöchel tropft“

Die Trauer in dieser großen Kleinigkeit

„Ich würde, nun besonders auf den neuen Gedichtband von Adrian Kasnitz fokussierend, noch hinzufügen, dass diese Gedichte ein Nebeneinander, ja, ein Korrespondieren von ‚kleinen Dingen und großen Widersprüchen‘ thematisieren, auf eine lakonische, vielleicht lapidare, auf jeden Fall knappe, sparsame Art und Weise“, schreibt Ilse Kilic (Das fröhliche Wohnzimmer) in einer ausführlichen Besprechung des Gedichtbandes Im Sommer hatte ich eine Umarmung von Herrn K. auf den Seiten der Poesiegalerie. „Der Schwierigkeit des Lebens in der Welt voller Krisen steht eine zarte Genügsamkeit gegenüber, etwa beim gemeinsamen Besuch des Parks in der eigenen Jackentasche. Diese Genügsamkeit ist kein Zurückweichen, sondern ein Aufrechterhalten der eigenen Möglichkeiten, eine Suche nach (unentbehrlichen) Glücksmomenten auch unter widrigen Umständen, nicht ohne milde und leise Heiterkeit. Viele Kleinigkeiten drängen danach, erzählt zu werden, aber: Was sind denn eigentlich Kleinigkeiten? Gibt es sie? Ergeben sie ein sogenanntes großes Ganzes, irgendwann? Ist die Tatsache des Alters, das im Gedicht ‚Ein Nachmittag in den Bäumen‘ den Eltern (ich könnte auch ‚den Älteren‘ schreiben) verunmöglicht, Äpfel von den Apfelbäumen zu pflücken, nicht viel mehr als eine Kleinigkeit? Oder, anders gefragt: Offenbart sich in dieser großen ‚Kleinigkeit‘ nicht die Trauer über ‚Alles‘, ja über das Leben selbst? Ist der kurze Blick auf die mittels Kartoffelsack festgebundene Sprosse an der solcherart reparierten Leiter nicht ein sowohl liebevoller, als auch trauernder, ängstlicher und pragmatischer Blick auf die Vergeblichkeit und zugleich Unumgänglichkeit menschlicher Bemühungen? Bedeutet dieses Äpfelpflücken vielleicht sogar auch eine Hommage an den Apfelbaum, der seine Äpfel anbietet und nicht danach fragt, ob sie jemand pflückt?

Äpfel haben im Gedicht ‚Haus im Wäldchen‘ noch einen Auftritt, diesmal (fast) ohne Melancholie, ja (fast). Ein Gedicht, das mit einem davonspringenden Reh beginnt, kann (fast) nicht ohne Melancholie sein, jedenfalls nicht in unseren Tagen, vermutlich ist das der Grund, warum gleich darauf ein Fuchs über das kahle Feld humpelt. Alles Teil der Natur, sagt das Gedicht, auf eine Art, in der alles gleich gültig ist, gleich gültig, nicht gleichgültig. Und dann kommen die Äpfel, sie sind gelb, sie sind ein Stück des erreichbaren Paradieses, würde ich sagen, und sie sind, freundlicher als die Schlehen, nicht sauer. Nicht alles wird gut, manches aber doch, jedenfalls im Wäldchen. Aber wie ist das im Gedicht ‚Krankenhaus am Rande der Stadt‘? Ja, (fast) genauso, nur ohne richtigen Trost, außer vielleicht dem, dass wir nicht alleine sind, mit dem Wissen, dass ‚es‘ dumm laufen kann, sehr dumm, für uns alle. Ich möchte das Gedicht hier als Leseprobe zitieren, beim Lesen lag ich auf der Couch, das Krankenhaus lag in weiter Ferne, ich konnte also mein eigener Trost sein. Auch das ist eine Möglichkeit, aber nicht (für) immer. (…)

Ich möchte aber nicht mit diesem Gedicht schließen, das heißt, ich möchte nicht ohne Trost schließen, zumal Trost und die stärkende Kraft des Zusammenseins eine große Rolle in den Gedichten von Adrian Kasnitz spielen, aller Verletzlichkeit zum Trotz beziehungsweise aller Verletzlichkeit eingedenk. Hier also als zweite Leseprobe das Gedicht vom Yppenplatz, das von Begegnungen ebenda, auf dem Wiener Yppenplatz, handelt, und davon spricht, dass auch in der stetigen Unsicherheit sich ganz beiläufig die Schönheit von Augenblicken, aber auch die Schönheit von Gedichten verwirklichen kann, mehr noch, dass diese Augenblicke und die Gedichte uns in die Lage versetzen, auch die Unsicherheit zu tolerieren, gewissermaßen als Eselin auf dem Glatteis zu tanzen. Die in diesem Gedicht auftretenden Personen haben einen gemeinsamen Ort, das kann viel sein. Lassen wir also den Spalt unter unseren Füßen beiseite, er ist (vielleicht noch eine Weile) unsichtbar. Deswegen wohl auch weht durch das Gedicht der Duft der Linde, jenes Glücksbringerbaums, dessen federleichte Früchte wie kleine Propeller durch die Luft segeln können.“ Den ganzen Beitrag mit Textbeispielen kann man hier nachlesen.

Nimm Platz am Kölner Neumarkt

Die Lesung von Herrn K. bei der Sommerlesungs-Aktion Nimm Platz am Neumarkt in Köln besuchte auch Martin Oehlen. Auf dem Bücheratlas-Blog gibt es ein paar Eindrücke davon: „Adrian Kasnitz las zunächst einige August-Passagen aus seinem Kalendarium, dem poetischen Langzeitprojekt, das mittlerweile im achten Jahrgang vorliegt. Vor allem aber präsentierte er seinen jüngst (…) veröffentlichten Gedichtband Im Sommer hatte ich eine Umarmung. Die darin versammelten Texte befassen sich mit Ereignissen der vergangenen drei Jahre – mit Krieg und Klimakrise, mit Vater und Mutter, mit Chef und Nicht-Chef, mit Menschen, die in Planen schlafen, und mit Verkehrsmitteln wie dem „Nicht einsteigen“-Bus, der auch am Neumarkt zu finden ist. Es sind Gedichte – das wird sogar beim einmaligen Hören im unruhigen Ambiente deutlich –, die die alltäglichen Momente kraftvoll zu fassen vermögen. Sie suchen ihr Heil nicht in vertrackten Konstruktionen, sondern sind erfrischend geerdet. Nicht nur dann, wenn es um Himbeeren in Masuren und den Wald im Sauerland geht.“

In der Literatursendung 33

In der Literatursendung Nr. 33 von PS Politisch schreiben und DFW Das fröhliche Wohnzimmer liest Herr K. aus Im Sommer hatte ich eine Umarmung, ab Minute 22:50. Zu hören sind die literarischen O-Töne, moderiert von Ilse Kilic, bei Radio Orange. Die Aufnahme entstand bei den Kritischen Literaturtagen in der Brunnenpassage Wien, wie man im Hintergrund hören kann.

Chefs

Chefs und zwei weitere Gedichte (Plastikplanen, Die Eidechse) aus Im Sommer hatte ich eine Umarmung von Herrn K. wurden in Spectrum, der Literaturbeilage zur Wiener Tageszeitung Die Presse abgedruckt. Am 22. Juni liest er (gemeinsam mit Olav Amende u.a.) in der Wiener Buchhandlung Orlando.

Ästhetik des Unscheinbaren und Hässlichen

„Mit seinem neuen Gedichtband Im Sommer hatte ich eine Umarmung präsentiert Adrian Kasnitz Lyrik, die sich mit den Unsicherheiten und Sinnfragen einer von Krisen gezeichneten Gesellschaft auseinandersetzt. Dies fließt zusammen mit Fragen nach Herkunft und Identität. Melancholie und Entwurzelung ziehen sich durch diese Gedichte, in denen sich der Verlust von Heimat sowie der Zusammenbruch von Lebenswelten und Gewissheiten andeuten. Innere und äußere Migration vermischen sich in den Texten, in denen das Subjekt zwischen Welten wandelt und doch nirgends ankommt: ‚wir spiegelten uns in den Glasschichten / unscharf, verschwommen / so wie unsere Identitäten sind’“, schreibt Sophie Modert in einer Besprechung des Bandes im Luxemburger Tageblatt und fügt der Lektüre einen weiteren Aspekt hinzu, nämlich den der Ästhetik des Unscheinbaren und Hässlichen.